Geschichtsreiche Stadt Medebach
Medebach, an der sogenannten Heidenstraße, einer Handels- und Heerstraße von Köln nach Leipzig, gelegen, wurde 1144 von Arnold I., Erzbischof von Köln, erstmals urkundlich erwähnt. Medebach gehört zu den ersten westfälischen Stadtgründungen, die bis 1180, dem Sturz Heinrich des Löwen, entstanden sind. Zu Beginn der kölnischen Herrschaft bestanden im Gebiet des Herzogstums Westfalen lediglich zwei städtische Kommunen: Soest und Medebach. Am Ende dieser Epoche wurde die Stadt am 28. Oktober 1179 von Bernhard von der Lippe, einem Vasall Heinrichs des Löwen, völlig zerstört. 1180 ging Medebach in das Herzogtum Westfalen über. Zu dieser Zeit begann in Medebach die Hansezeit. Erzbischof Rainald von Köln erließ 1165 Vorschriften über das Verfahren in Rechtsstreitigkeiten bei hansischen Handelsbeziehungen und bestätigte zugleich die frühere Ausdehnung Medebacher Hansetätigkeit auf Dänemark und Russland. Erzbischof Engelbert der Heilige sorgte 1220 für eine angesehene Rechtsstellung der Schöffen und Konsuln der Stadt Medebach und bestätigte das Soester Recht.
Der Dreißigjährige Krieg erweckt in Medebach schmerzvolle Erinnerungen an das größte Elend, das die Bürger dieser Stadt in ihrer Geschichte erlebt haben. 1634 wurde die Stadt bis auf 17 Häuser zerstört, die dann 1635 auch noch niedergebrannt wurden. Länger als ein halbes Jahr musste die Bevölkerung in den Wäldern ein erbärmliches Dasein fristen. Dieser Krieg stürzte die Stadt in ein Chaos, das die Menschen für Generationen geprägt hat. Daran erinnert das Gelobte Fest.
Das Gelobte Fest als ein „vom Bürgermeister und Rat und allgemeiner Bürgerschaft zu Medebach den Tag vor Allerheiligen 1636 mit besonderer reifer Überlegung getanes Gelübdes“ ist einer der höchsten weltlichen und kirchlichen Feiertage im Jahreskreis. Bis heute künden ein lebendiges kirchliches Leben und eine gute Zusammenarbeit zwischen Kirche und Stadt von einer starken Verwurzelung in der Geschichte.
Während der Kriege von 1179 bis 1634/40 wurde Medebach völlig zerstört und die Brandkatastrophe der Jahre 1807, 1844, 1849, 1900 und 1908 vernichteten große Teile der vorhandenen Bausubtanz. Viele Ereignisse haben das Stadtbild in über 800 Jahren grundlegend verändert.
Auch nach der Gebietsneugliederung von 1969 zur Stadt Medebach zählenden Ortsteile Berge, Deifeld, Dreislar, Düdinghausen, Küstelberg, Medelon, Oberschledorn, Referinghausen und Titmaringhausen erlitten ein ähnliches Schicksal wie die Kernstadt und sind durch die Turbulenzen der damaligen Zeiten geprägt.
Heute zeigt sich diese alte Stadt in einem neuen Gewand, in dem Tradition und Fortschritt sich nicht ausschließen. Das Alte zu erhalten und das Neue zu gestalten ist das Ziel der Zeit.
(von Heinrich Nolte)